Kleine Kirchengeschichte von Naundorf
Naundorf ist eine flämische Siedlung, von den Flamen, die von der Nordseeküste
um das Jahr 1150 hierher kamen, begründet. Das Dorf war zuerst an anderer
Stelle, weiter westlich. Aus dem Jahr 1459 ist die erste schriftliche Urkunde
mit dem Ortsnamen erhalten.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde auch die Kirche neu aufgebaut und bekam
ihre heutige Gestalt. Der Turm ist von 1734, wie die Inschrift der Wetterfahne
zeigt. Die Kirche wurde nach dem Vorbild der romanischen Feldsteinkirchen auf
dem Fläming gebaut: im Süden, wettergeschützt, die Eingänge für Gemeinde
und Pfarrer; die Kirche deutlich unterteilt in Gemeindekirche und Chorraum (man
erkennt es an dem Mauervorsprung an der Nordwand), eine Apsis. Dass es nicht
eine der bei der Besiedlung durch die Flamen gebaute Kirche ist, erkennt man
auch an der fehlenden Isometrie der Steine: es war schon besserer Mörtel
vorhanden, so dass die Steine nicht alle gleich groß sein und übereinandergelegt
werden mußten.
Der Taufstein erinnert an die Zugehörigkeit zur Superintendentur Seyda und zur
Parochie Kurzlipsdorf in alter Zeit. Die lateinische Inschrift weist darauf hin:
„Diesen Taufstein zu errichten besorgte Andreas Steinbeiß, Superintendent in
Seyda, und Andreas Ott, Pfarrer der Gemeinde, Kurzlipsdorf." Das
Superintendenturarchiv in Seyda ist bis zum Jahre 1708 vorhanden, in diesem Jahr
vernichtete ein Stadtbrand die alten Akten. Da nach 1708 kein Superintendent
Steinbeiß genannt wird, muss der Taufstein also älter sein. (Die
Superintendentur in Seyda wurde als Frucht der Kirchenvisitation von Martin
Luther und seinen Freunden 1528 eingerichtet.) Auf deutsch sind wichtige
Bibelstellen zur Taufe genannt: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird
selig werden, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." (Jesus, Mk
16,16) - „Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solche
gehört das Reich Gottes." (Jesus, Mk 10,14). „Das Blut Jesu Christi
macht uns rein von aller Sünde." (1 Joh 1,7).
Der Altar ist ein typisch lutherischer Kanzelaltar, der die wichtigen
Heilsmittel unserer Kirche verdeutlicht: Wort (Kanzel) und Sakrament (Altar,
Taufe).
An der Kanzel fällt der Glashalter ins Auge: Früher waren die Predigten sehr
viel länger, oft über eine Stunde. Damit es nicht zu lange dauerte, gab es
eine Sanduhr, die dort stand. Ganz oben über der Kanzel ist, wie es Pfarrer
Neugebauer den Kindern erklärte, das „Auge Gottes". Gott selbst kann man
nicht darstellen, er ist viel zu groß. Das Dreieck ist ein Zeichen für Gott,
der uns auf dreierlei Weise (in der „Trinität") begegnet: Gott, der
Vater und Schöpfer; Gott der Sohn und Heiland (Jesus Christus); Gott, der
Heilige Geist und Tröster. In den drei Ecken kann man jeweils eine Träne
sehen. Die Wolke erinnert daran, wie Gott „in einer Wolke" dem Volk
Gottes sichtbar voranging, als er es aus der Sklaverei in Ägypten führte.
Die Figuren am Altar stellen Johannes den Täufer und Petrus dar. Johannes weist
auf Christus mit den Worten: „Siehe, das ist Gottes Lamm!". Petrus hat
den Schlüssel zum Himmelreich in der Hand, weil er durch das Evangelium
Menschen dieses Himmelreich aufschließt. Die Figuren sind hinten abgeflacht, so
dass sie früher auch zu einem anderen Altar gehört haben könnten.
Bemerkenswert in der Naundorfer Kirche ist das Gedenkkreuz und das Gedenkbuch für
die Gefallenen und Vermißten der Weltkriege links neben dem Altar. Die Kerzen
werden am Volkstrauertag und zum Ewigkeitssonntag angezündet. Auf dem alten
Friedhof befindet sich ein Gedenkstein für die Opfer von Krieg und
Gewaltherrschaft, 1991 errichtet.
Vor 60 Jahren war die Kirche bunt ausgemalt, die Decke zum Beispiel als
Sternenhimmel mit Engeldarstellungen.
In den 80iger Jahren konnte in die Kirche eine Bankheizung eingebaut werden, und
eine Winterkirche im Turm wurde eingerichtet, in der die Gottesdienste in der
kalten Jahreszeit wie auch die Christenlehre und die Bibelwoche stattfinden.
Um die Kirche herum befindet sich von Beginn an der alte Friedhof. Lebende und
Tote gehören bei Gott zusammen. Auf dem Weg zur Kirche wird man an die Ewigkeit
erinnert. Der alte Friedhof wurde vor 20 Jahren geschlossen. Es finden sich noch
viele schöne alte Grabsteine dort, so auch von den Gutsbesitzern auf Mark
Friedersdorf.
Naundorf hat zusammen mit dem Ortsteil Mark Friedersdorf 199 Einwohner, ungefähr
60% gehören zu unserer Kirchengemeinde.
Schon seit sehr langer Zeit gehörte Naundorf zur Parochie Seehausen, erst im
Jahr 2000 gab es einen Wechsel nach Seyda, wegen der Landesgrenzen.
Die wichtigsten Gemeindeveranstaltungen sind zur Zeit:
n der Gottesdienst, den wir alle vierzehn Tage feiern;
n der Gemeindenachmittag einmal im Monat,
n jeden Montag die Christenlehre
n und einmal im Jahr die Bibelwoche.